Rad der Zeit

In seinem 2003 erschienenen Dokumentationsfilm „Rad der Zeit“ begleitet Kultregisseur Werner Herzog zigtausende Buddhisten in das Dorf Bodghsgaya, in dem das jährliche Ritual Kalachakra, zu deutsch Rad der zeit, stattfindet. Herzog konnte Aufgrund eines Filmverbots in Tibet ausschließlich mit Digitalkameras filmen, schafft es dabei aber auch, geheime Rituale der zahlreichen Buddhisten einzufangen.

Dauer: 80 Min.
Jahr:
Regie: Werner Herzog
Produzenten: Lucki Stipetic
Hauptdarsteller: Dalai Lama
Nebendarsteller: Takna Jigme Zangpo
Genre: Dokumentation
Studio: STUDIOCANAL Germany
Sprachen: Deutsch

Der Wissensdurst des Filmemachers ist auch im Rad der Zeit unverkennbar, wenn er Buddhisten begleitet, die tagelang nach Tibet pilgern. Wir sind als Zuschauer direkt in den überfüllten Wegen auf der die Religiösen die Erleuchtung suchen. In Zwischenschnitten sehen wir den Dalai Lama, der das Geschehen näher erläutert.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Das „Rad der Zeit„, wie Buddhisten das alljährlich stattfindende Initiationsritual nennen, sollte 2003 auf Geheiß des Dalai Lama im österreichischen Graz stattfinden. Werner Herzog sollte dies dokumentarisch begleiten. Stattdessen entschloss sich der Filmemacher jedoch, bereits ein Jahr früher nach Tibet zu reisen um das Ritual mit Hilfe von kameramann Peter Zeitlinger dort zu filmen. So entstand 2002 eine bildgewaltige Dokumentation, die nicht nur die Mystik des Unbekannten ausstrahlt, sondern auch der intime Einblick in eine für demn Europäer gänzlich fremde Welt. Nie zuvor war ein Regisseur näher dran als Herzog, der uns die Welt der Buddhisten näherbringt. Ob in seinen Spielfilmen oder in den Dokumentationsfilmen, Herzog weiß gekonnt Stimmungen einzufangen und in granfiosen Momentaufnahmrn darzustellen. Neben seiner Heiligkeit dem 14. Dalai Lama kommt auch der Initiater der Free Tibet Initiative, Tagna Zigme Sangpo sowie Gläubige zu Wort.

Handlung & Story vom Film „Rad der Zeit“

Etwa 50.000 Buddhisten aus aller Welt, die meisten aus Sri Lanka, Indien und Thailand, reisen im Mai 2002 in den kleinen Ort Bodghgaya um dort am regelmäßig stattfindenden Initiationsritual Kalachakra teilzunehmen. Zahlreiche Menschen sind dafür bereits seit Tagen oder Monaten an den Ort nahe des Ganges gereist, an dem auch seine heiligkeit, der 14. Dalai lama anzutreffen ist. Ein Mönch berichtet sogar, dass er bereits seit mehr als drei Jahren zu Fuß unterwegs ist, um zu diesem wichtigen religiösen Ereignis zu gelagen. Abertausende Menschen strömen nach Bodghsgaya um dort an unterschiedlichen Ritualen ihres Glaubens teilnehmen zu können. Währenddessen bereit acht Mönche das Kalachakra vor. Übersetzt lautet das Mandala Rad der Zeit und stellt mit buntem Sand verschiedene religiöse Motive aus dem buddhistischen Glauben dar. Das Kalachakra wird über mehrere Tage in einem Tempel gestreut. Die erste Linie aus buntem Sand wird eigentlich vom Oberhaupt der Buddhisten, dem Dalai Lama gelegt. Doch in diesem Jahr fehlt der Gläubige aufgrund einer Erkrankung.

Während der zehntägigen Rituale rund um das Rad der Zeit, werden immer wieder unterschiedliche Zeremonien abgehalten. Frauen und Männer, jung und alt, Kinder und sogar Säuglinge haben sich in Bodghsgaya eingefunden um an den verschiedenen Zeremonien rund um den Baum der Erleuchtung teilzunehmen. Einige Gläubige reisen weiter um den Berg Kailash zu erreichen. Dieser heilige Berg Tibets gilt nicht nur für Buddhisten, sondern auch für Hindus oder Jainisten als heilige Stätte. Nach dem gemeinsamen Beten machen sich die Gläubigen auf den Weg, diese heilige Stätte zu erreichen.

Der Weise Dalai Lama

Es ist Zeit für die traditionelle Teezeremonie, dabei bedienen die jüngsten Mönche zunächst die ältesten. Zur ausgabe der Essensration wird es eng in den vorgeshenen Plätzen. Entkräftete Gläubige bemühen sich, in der Ansammlung von tausenden Buddhisten eine kleine Stärkung zu erhalten. Die Gläubigen strömen in die Halle, in der das fertig gestellte Mandala Kalachakra hinter Glas ausgestellt wurde. Ehrfürchtig verbeugen sich die religiösen Buddhisten vor dem Sandbild.

Obwohl der Dalai Lama erkrankt ist, betet er gemeinsam mit seinen Anhängern. Bedächtige Ruhe stellt sich trotz zahlreicher Besucher ein, als er bedauernd erklärt, dass er die Hauptzeremonie absagen muss. Der Dalai Lama ist nun ein Jahr später bei der Kalachakra Zeremonie bei der buddhistischen Gemeinde in Graz zu sehen. Dem weltoffenen Geistlichen ist ein Austausch mit anderen Religionen wichtig erklärt er im Interview.

Hier in Graz kann er seine Aufgaben an der Entstehung des Mandals wieder genesen, übernehmen. Hochkonzentriert führt er die ersten Striche des Sandbilders unter Gebeten durch. Nicht nur im fernen Asien, auch in Österreich führen die gläubigen Buddhisten ihre Rituale durch. Nach einer mehrstündigen Meditation wird das Mandala durch den Dalai Lama zerstört und in einem Fluss geopfert. Zurück in Bodghaya bleiben 400.000 Sitzkissen der abgereisten Gläubigen, nur ein Mönch ist noch vor Ort und betet.

Fazit & Kritik zum Film „Rad der Zeit“

Als erster Filmemacher schafft uns Kultregisseur einen Einblick in eine fremdartige Tradition. Eingebettet in eindrucksvollen Bildern kann Kameramann Peter zeitlinger einzigartige Momentaufnahmen der Gläubigen in ihren täglichen Ritualen erschaffen, die uns Westeuropäern völlig fremd sind. So wie der Mönch, der drei Jahre unterwegs zum heiligen Ort war, weil er unterwegs immerzu vor Ehrerbetung niederkniet und so Schürfwunden und Beulen zurückbehält. Herzog und Zeitlinger sind mitten in der Menschenmenge, die sich den Weg zu den Ritualen bahnt. Mit „Rad der Zeit“ ist dem bekannten Filmemacher eine eindrucksvolle Dokumentation gelungen, die uns die Kultur einer fremden Welt auf ganz besondere Weise näher bringt.

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